Mein Name ist Talak. Ich komme aus einer einfachen Bauernfamilie in Jiri, Thulopatal, Nepal (ca. 2’200 m. ü. M.). Als ich 15 Jahre alt war, begann ich neben der Schule zu arbeiten, um mir meinen Traum von guten Schuhen für meinen ein-stündigen Schulweg (anstatt Flip-Flops) und warmer Kleidung zu erfüllen. Ich half ich beim Materialtransport für Touristen mit. Dort sah ich zum ersten Mal Menschen mit weisser Hautfarbe. Ich konnte diese Leute nicht mehr vergessen. Ich wollte wissen, woher sie kommen und warum sie in Nepal sind! Jemand erzählte mir, dass sie hier Trekkings machen. Jiri ist nämlich ein Ausgangspunkt für das Everest-Gebiet.
Ich begann, mich für Trekkings zu interessieren und fand einen Job als Träger. So sah ich zum ersten Mal die hohen Berge des Himalayas. Es beeindruckte mich sehr, dass es in Nepal so wunderschöne Landschaften gibt. Diese wollte ich den Touristen als Führer zeigen!
Auch in den folgenden Jahren begleitete mich dieser Wunsch. Nachdem ich einige Zeit als Träger gearbeitet hatte, wurde ich erst Küchenhilfe, dann Koch. Im Jahre 2004 absolvierte ich die Ausbildung zum Trekking-Guide. Nach der Ausbildung war ich fünf Jahre als Trekking-Guide und Bergführer in Nepal und Ladakh (Indien) tätig.
Im Jahre 2009 kam ich in die Schweiz. Hier arbeitete ich saisonal im Gastgewerbe. Zwischendurch kehrte ich aber immer wieder als Trekking-Guide nach Nepal zurück. Da mir die Berge weiterhin sehr am Herzen liegen, begann ich 2011 als Hüttenwart zu arbeiten – von 2011 bis 2015 in der Trifthütte und von 2015 bis 2021 in der Lobhornhütte. In der Nebensaison bekoche ich die Gäste des Skigebietes Meiringen-Hasliberg. Im Frühling (März / April) und Herbst (Oktober / November) organisiere ich Trekking-Reisen und Hochtouren in Nepal und Ladakha (Indien).
Meine Freizeit verbringe ich gern in der Natur – vor allem in den Bergen beim Wandern.
Wer sind die Tamang?
Die Tamang sind das grösste indigene Volk von rund 59 verschiedenen ethnischen Gruppierungen, die von der nepalesischen Regierung bisher anerkannt wurden.
Der Begriff „Tamang“ setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: „Ta „bedeutet Pferd und „Mang“ bedeutet Händler. Man geht davon aus, dass die Tamang ursprünglich aus dem Norden kamen und Pferdehandel betrieben. Sie haben ihre eigene Religion, Sprache, Kultur, Rituale und Lebensstil. Sie sagen, dass sie die Ureinwohner von Yambu, dem Kathmandu-Tal, sind.
Auch heute noch gibt es im Kathmandu-Tal Siedlungen der Tamang. Die grosse Anzahl der Tamang-Gemeinden leben jedoch in den angrenzenden Bezirken des Kathmandu-Tals, nämlich in Rasuwa, Makawanpur, Nuwakot, Dhading, Kavrepalanchowk, Sindhupalchowk, Dolakha und Sindhuli. Also in der mittleren, hügeligen Region von Nepal, das sich vom Kathmandu-Tal bis hin zum Himalaya-Gebiet erstreckt. Mittlerweilen sind die Tamang jedoch in ganz Nepal und über die Grenze hinaus bis nach Darjeling, Sikkim, Asam und Nagaland in Indien, sowie in Birma und Bhutan anzutreffen.
Laut der letzten nepalesischen Volkszählung im Jahre 2011 liegt die Zahl der Tamang bei 1.539.830, was ca. 6% der Gesamtbevölkerung des Landes entspricht. Nepal schätzt, dass ungefähr 2 Millionen Tamang in den benachbarten Ländern leben.
Tamang sind sehr reich an Tradition und Kultur. Sie haben ihre eigene Sprache, Kultur, Kleidung und soziale Struktur. Sie haben über 100 Sub-Klans. Rund 90% der Tamang sind Buddhisten. Sie folgen dem 12-Jahres-Zyklus des tibetischen Kalenders. Ihre Sprache (Loshar oder Tamang-Sprache) hat tibetobirmanischen Ursprung. Die meisten Tamang, auch diejenigen die im Ausland leben, sprechen Tamang als ihre Muttersprache.
Die Tamang haben ihre eigene Musik. Ihr typischer Gesangstanz Bhote-selo bedeutet wörtlich „tibetische Melodie“, bekannt als Tamang-selo. Ihre Lieder sind voller Humor und Witz, Satire und Freunde, sie besingen aber auch Leid und Kummer. Das typische Musikinstrument der Tamang heisst Damphu. Es ist eine kleine runde Trommel, die mit Ziegenfell bespannt ist.
Ich selbst gehöre ebenfalls zum Volk der Tamang.